Erste Hilfe für Igel

 

Igel gefunden - und jetzt?

 

Bevor man einen Igel aufnimmt, sollte man sich auch sicher sein, dass dieser wirklich Hilfe braucht. Denn nur Igel, die krank, verletzt oder untergewichtig sind, dürfen der Natur entnommen werden. Und diese Hilfe sollte fachgerecht sein.

Grundsätzlich gilt, dass jegliche Behandlung eines hilfsbedürftigen Igels erst nach Erreichen der normalen Körpertemperatur (ca. 36° C) erfolgen darf!

 

  1. Warm halten - großen Karton und ein oder zwei alte Handtücher, ggfs. eine handwarme Wärmflasche.
  2. Gewicht feststellen. Wichtig auch für den Tierarzt!
  3. Auf Verletzungen untersuchen -> bei Verletzungen unverzüglich einen (fachkundigen) Tierarzt aufsuchen!
  4. Eventuellen Befall mit Fliegeneiern sofort entfernen.
  5. Zecken - wenn möglich – entfernen.
  6. Zuerst bitte nur etwas  Wasser reichen. Keine Milch!
  7. Kontakt mit einer Igelstation herstellen und erst dann, nach entsprechender Beratung, kleine Mengen Futter reichen.
  8. Vom Tierarzt evtl. kontrollieren/untersuchen lassen, Floh- und Zeckenbehandlung, Kotuntersuchung ->Entwurmung,
  9. Igel täglich kontrollieren, wenn möglich wiegen.
  10. Futterreste immer entfernen.

 

Um einen Igel zu Überwintern benötigt man:

Eine Grundfläche für einen Igel - ca. 2qm - Seitenhöhe mindestens 50 bis 60 cm mit mehreren Lagen Zeitungspapier auslegen.

1 Karton fürs Haus ca. 30x30x20cm mittig im Gehege aufstellen.

Zeitungspapier in Streifen reißen und knüllen um das Haus auszustopfen (Igel holt sich Papierstreifen dann auch selber und polstert weiter aus).

Einige Blätter Haushaltsrolle können auch dazu gegeben werden.

1 Wasserschale und 1 Futterschale – auf sicher stehende Gefäße achten.

Raum möglichst kühl und mit Tageslichteinfall.

Das ist der Standard!

 

Es geht aber auch anders:

Ein Igel der bei uns überwintert braucht nicht soviel Platz. In der Regel gehen sie bei erreichtem Winterschlafgewicht und entsprechenden Aussentemperaturen schnell in den Winterschlaf. Wir überwintern gesunde Igel möglichst Naturnah in großen Hasenställen oder Kaninchenausläufen. Unsere Aussenstellen sind entsprechend eingerichtet.

 

Igel, die noch speziell versorgt werden müssen, werden in einem Raum in großen Nagerkäfigen untergebracht. Hier haben sie Platz zum umherlaufen, können aber gut beobachtet und bei Bedarf behandelt werden. Teilweise dauert es länger bis sie in den Winterschlaf gehen können und dann ist es nicht möglich sie draussen unterzubringen. Für diese Kandidaten gibt es einen Raum, der ist so belüftet, das die gesundeten Igel auch hier bei entsprechenden Temperaturen in den Winterschlaf gehen können.

 

Igel, die noch medizinisch versorgt werden müssen bringen wir in großen Boxen unter. Diese sind leich zu reinigen und zu desinfizieren. Die Behandlung kranker oder verletzter Igel ist immer etwas aufwendiger. Die kurzzeitige Haltung in diesen großen Boxen erleichtert uns die Handhabung der Igel und wir können sie besser beobachten. Bei Bedarf können wir sofort einschreiten.

 

Für die erste Zeit nutze ich alte Handtücher, da Papier ein Rohstoff ist, der nach der Verunreinigung durch den Igelkot nicht mehr verwertet werden kann. Außerdem sieht man die Beschaffenheit des Kotes auf den Handtüchern sofort und es ist leichter die Kotproben aufzusammeln.

 

Zudem musste ich feststellen, das auch Igel einmal "allergisch" reagieren können. Einige Igel hatten einen seltsamen Dauerhusten entwickelt. Ich besprach mich mit anderen Igelpflegern. Diese fragten mich nach der Art der Unterbringung. Als ich die Papierschnitzel erwähnte empfahl man mir diese zu entfernen. Es könnte sein, das der Igel auf die Druckerschwärze reagiert. Und tatsächlich: Nachdem das Zeitungspapier entfernt worden war, ging es den Igel nach wenigen Tagen besser. Der Husten verschwand schließlich ganz. Daher verzichte ich auf Zeitungspapier.

 

Auf Haushaltrolle verzichten wir mittlerweile ganz. Igel nehmen diese Blätter ins Maul und tragen diese in ihre Unterkunft. Dabei löst sich die Haushaltsrolle leicht auf und der Igel könnte Teile davon verschlucken, was zu Magen-Darm-Problemen führen könnten. Ebenso ungeeignet ist Toilettenpapier.

 

Wie bereits erwähnt setzen wir die Igel bei ihrer Ankunft auf Handtücher. In der ersten Zeit, wenn die Igel z. B. entwurmt werden ist dies zwar aufwendiger, hat sich aber bewährt. Veränderungen im Kot erkennt man sofort und kann entsprechend handeln. Allerdings müssen die Tücher regelmäßig gewechselt werden.

Auch verletzte Igel sitzen bei uns auf Tüchern. Das hält die Wunden besser sauber und eventuelle Entzündungen durch Verunreinigungen können vermieden werden.

 

Sind die Igel dann entwurmt oder gesund, nehmen wir Strohpelletts als Einstreu. Auch diese haben sich bewährt. Verunreinigungen lassen sich gut entfernen. Daher muss nicht jeden Tag die Igelunterkunft komplett gereinigt werden. Diese Pellets nehmen sehr viel Feuchtigkeit auf und binden auch den Geruch etwas. Das macht die Arbeit mit den Igeln dann etwas leichter. Später kann diese Einstreu über die braune Tonne oder den Komposthaufen im Garten entsorgt werden.

Ihr seht: Alles hat seine Vor- und Nachteile. Jeder muss das für ihn am besten Geeignete herausfinden.

Bis denne...